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Samstag, 23. November 2019

Freitagsritual: Der erste WINTERMORGEN!



Der erste Wintermorgen. Ich rolle mich aus dem warmen Laken. Ziehe den Vorhang am Fenster zur Seite und blicke auf weiße Dächer. Frost. Eine samtige Decke aus kalten Kristallen. Die sehen so weich aus, als könnte man sich darauf legen und noch eine Weile weiter schlafen. Ich hab nicht gewartet auf den Winter, weil er gefühlt die längste Jahreszeit ist. Hier im Westen von Deutschland lange nicht so kalt und schneereich wie in anderen Gebieten, aber - lang. 
Die letzten bunten Blätter färben sich braun. In den letzten Tagen sind viele Bäume bereits kalt geworden, verrückt doch eigentlich, denn sollten sie sich nicht besser warm anziehen, statt sich zu entkleiden?! Die Natur ist ein unvergleichliches Schauspiel! 



Ich glaube ich bin jetzt bereit aufzustehen. Freitagsritual. Heute mal am Donnerstag, weil ich alles erledigt habe, mir heute mal einen Naturtag mache, frei schaffe, weil ich mich belohnen und entspannen muss. Der erste Wintermorgen, der erste richtige Frost. Vordächer, die hell erstrahlen und dieses kalte weiße Winterlicht.


Im Winter ist das Licht einfach anders. Kühler. Viel heller, aber gleichzeitig nicht so kräftig. Nicht warm, sondern erhaben. Als blickte es auf uns herab, wohl wissend, dass es weniger Licht bringt und keine Wärme, aber dafür Hoffnung. Darauf, dass die Tage auch wieder länger werden. Und das Licht irgendwann wieder zurück kommt. Aufgeladen, kräftiger. 
Und so fühlt der Morgen sich viel frischer an, wie ein Neubeginn. Und da ist sie, die letzte und erste Jahreszeit: Der Winter! Hallo alter Freund, schön dich wieder zu haben!

Ich muss die Scheibe meines Autos zum ersten Mal frei kratzen. Mit Sommerreifen sollte ich eigentlich wohl nicht mehr fahren, aber es drängt mich raus, ich will in die Natur! Ich will diesen ersten Frost ganz früh noch einfangen, eine kalte Nase bekommen und mich frei fühlen! Diese neue Jahreszeit empfangen, weil ich mich auf sie freue. In diesem Jahr irgendwie besonders. Kennt ihr dieses Gefühl, dass ihr euch auf etwas ganz besonders freut und es kaum noch erwarten könnt? Etwas das ihr jetzt gar nicht erwartet habt, aber deswegen ist es so toll?! So war das an diesem Morgen! Ein kleiner Wintergruß, ganz unerwartet. Bevor der erste Schnee fällt - der erste Frost. Der eisige Freund, der gleich alles so zaubrig macht. So magisch wirken lässt. Kühle Blautöne und kalte Wintersonne. Ich will los!
 
Am See herrscht diese ganz besondere Stimmung. Drei Wildgänse fliegen darüber hinweg und ich fühle mich gleich wie Nils, der einfach nur mitfliegen will. Abenteuer erleben möchte. Keine Flucht, sondern eine andere Perspektive. Weil ich neugierig bin auf die Welt. Auf den Winter und das Eis.


Am Ufer bilden sich weiße Linien. Das Wasser ist teilweise noch gefroren von der eisigen Nacht. Selbst jetzt haben wir noch Minusgrade und mir ist so gar nicht frostig. Weil ich so aufgeregt bin, mich tierisch freue über eine Veränderung, einen Neubeginn und, weil ich doch alle Jahreszeiten irgendwie liebe - jede auf ihre eigene Art.
Der Steg ist noch ganz weiß gefroren. Das sieht so mystisch aus, wie aus einer anderen, helleren Welt. Die Morgensonne fällt durch die kahlen Bäume am Horizont und bildet dieses gleißend helle Licht auf dem See. Auf dem Eis spiegelt sich die Welt.


Pfützen auf dem Weg um den See herum sind gefroren und ich muss aufpassen, dass ich nicht rutsche. Niemand ist hier heute Morgen und so laufe ich entlang des Ufers. Mit Blick auf das kalte Wasser. So viel RUHE. So viel Leises. Ein Knacken. Ein Plätschern. Ein Rauschen. Nichts mehr.

Das Gras ist noch ganz weiß. Verfärbt und plötzlich bedeckt von einem Zauber. Die Blätter krachen unter meinen Schuhen. Richtig laut. Der Sound des Eises. Frost. Ein leichter kalter Wind, mehr eine Brise weht. Es fröstelt mich, wenn ich hier so stehe und auf den Horizont blicke. Alles sieht so anders aus. Wirklich verzaubert. Ein erster Wintergruß...


Gerade fühle ich mich als wäre ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Ich bin dankbar, dass ich das hier möglich machen kann. Dass ich entscheiden kann, dass das hier gerade meine Zeit ist. Es ist eine wunderbare Welt und ich habe so viel Glück. Das eisige Blau, eine leichte helle Sonne. Winterlicht. Und ich bin so ruhig hier. Es fühlt sich alles so richtig an. Und alles bewegt sich und ist gleichzeitig still. 
Eis an meinen Schuhspitzen. Ein sanfter Klang. Krachen auf dem gerforenen Laub. Ich entdecke gefrorene Zapfen. Blätter mit weißem Samtkleid, die so hübsch aussehen und ich wünschte ich könnte sie sammeln und für immer so behalten. Aber vielleicht ist das der Reiz an dieser magischen Winterwelt. An diesem Morgen voller Glanz und Zauber - die Gewissheit, dass er bald vorbei ist. Dass er vergeht. Dass das hier besondere Momente sind. Und wäre ich nicht hier um sie zu erleben, dann hätte sie hier gerade vielleicht niemand anders erlebt. Ein Geschenk. Das ich heute mehr als dankend annehme!


Und während ich hier am Ufer stehe und es mir einfach gut geht, erkenne ich wieder aufs Neue wie gut ich es eigentlich habe. Wie schön dieses Jahr war und ist und, dass ich jetzt endlich bin wo ich hingehöre. Und alles kommt wie es soll. Ich habe so ein Vertrauen auf mein Leben gerade. Auf mein Schicksal und alles was es für mich bereit hält. Alles passiert aus einem Grund und ich muss es nur zulassen. Genau da sollte ich sein. Genau da bin ich! Es ist wunderbar ein Teil dieses Ganzen hier zu sein. Und den Winter begrüßen zu dürfen, ebenfalls als Teil. Als eine Passage des Jahres, die genauso dazugehört wie alle anderen. Ein Abschluss und ein Neubeginn. Ein Erlebnis.


Ich bin so lange draußen. Die Zeit verschwimmt und macht gar keinen Sinn im Moment. Dass es später wird merke ich nur anhand des Frostes, der langsam zu verschwinden scheint.Und vielleicht ist es jetzt auch Zeit für mich zu verschwinden. Der Zauber ist vorbei. Die Aufregung hat sich gelegt. Ich bin einfach ruhig. Innerlich so froh und seelig. Die frostige Welt hat ihren Auftritt gehabt. Die kleine Vorschau auf den Winter verblasst. Und ich erkenne die Herbstsonne wieder. Noch ist es nicht so weit. Aber - es war wunderschön...





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4 Kommentare

Anonym hat gesagt…

Gott wie wunderschön! Da kann man sich wirklich auf den Winter freuen 😍😍 ich mag auch die Musik so sehr ❤️

Elisabeth-Amalie hat gesagt…

Der erste Frost ist so ein wunderschöner Zauber. Ich mag keinen Schnee aber der Frost ist wirklich zauberhaft schön, genau wie die dünne Eisdecke auf dem See. Ich mag es auch, wie die Blätter eine so schöne Eisdecke abbekommen. *-* Tolle Bilder, Liebes! <3

Liebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge

Krissi hat gesagt…

Wow, klingt nach einem ganz tollen und ruhigen Tag! Manchmal braucht man einfach etwas Zeit in der Natur <3

Ganz liebe Grüße,
Krissi von the marquise diamond
https://www.themarquisediamond.de/

Christine hat gesagt…

Ich mag den Winter sehr! Noch mehr mit Schnee. ;)
Ich bin zwar eine Frostbeule, aber ich mag diese gewisse Ruhe, die an kalten Tagen (vor allem, wenn es ganz leise schneit) herrscht.


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