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Donnerstag, 19. April 2018

Personal: Die Selbsttests & Ich - reinpassen und nicht reinpassen wollen





Ich war kürzlich am Flughafen - ihr habt´s alle mitbekommen, London und so.. - und ich brauchte dringend Lesestoff um mich die restlichen 2 Stunden bis zum Flug bei Laune zu halten, was alleine schon eine ziemliche Challenge war. Die Situation einfach schon viel zu skurril und im Nachhinein gar nicht unbedingt so toll wie es sich anfühlte. Wie dem auch sei, ich halte mich nicht mit Vergangenem auf, sondern komme zum Punkt: Ich kaufte dieses Selbsthilfemagazin mit Selbsttests auf jeder zweiten Seite, frei nach dem Motto "Male einen Baum und ich sage dir wer du bist!". Jap. Uff.

Ich fands schon sehr interessant und war irgendwie kurz davor den Baum einfach direkt im Flughafenkiosk ins Heft zu malen, zu checken wer ich bin und dann einfach zu gehen - wären da nicht diese zehn anderen Tests im Heft gewesen. 5,90€, gekauft! Mit Bäumen überzeugt man mich schnell - aber eben vor allem mit Selbsthilfetests!

 

Das war früher schon mein liebster Teil der Magazine, die ich so hatte. Mädchen und Popcorn, später dann Instyle oder Glamour. Ja hey und welchem Celebrity ich ähnlich sehe, dass musste ich doch dringend erfahren; Der Blick in den Spiegel hätte es vielleicht auch getan, eigentlich interessierten mich aber Klatsch und Tratsch recht wenig, wenn ich nur diesen Test-Teil parat hatte.. 

Und mit solchen Dingen ist es ja wie mit Märchen, mit Übernatürlichem, mit Religion oder Horoskopen - man muss nur dran glauben und dann erkennt man die Wahrheit. Dann passt es wie die Faust aufs Auge und jedes Mal denke ich mir: "Wie zur Hölle können die mich so gut kennen, ohne mich zu kennen?!".

Ein Beispiel: Dieser Baumtest 🌳 (und ich weiß, dass ihr alle drauf brennt zu erfahren was die Auflösung war!) - ich malte, ich wertete aus. Folgendes: Mein Baum besteht aus einem Stamm, einfach grade nach oben gerichtet, zwei Linien nebeneinander, nicht besonders breit. Meine Krone sieht aus wie eine gemalte Wolke, keine Zweige in Sicht. Et voilá, ein Baum halt. Was mir das jetzt sagt: Der Test sagt ich bin lebhaft, habe eine ausgeprägte Fantasie, bin ein Träumer und ein wenig eitel. Außerdem habe ich Angst vor der Realität und habe es nicht so mit der Konzentration. Puh. Ich erkenne Parallelen. Und da ist dieser Moment - wie kann man das durch einen Baum eigentlich heraus finden?! Und vor allem eben: Wie kann das noch so genau zustimmen?

Da sind psychologische Fähigkeiten am Werk, die ich ja gar nicht unbedingt verstehen muss. Psychologiestudenten könnten mir da jetzt sicher was zu sagen, aber es fasziniert mich ja irgendwie dennoch!

Und ich habe mich gefragt woher dieser Wunsch kommt mehr über mich zu erfahren, solchen Selbsttests Glauben schenken zu wollen, ein wenig naiv zu sein und ständig auf der Suche nach der Wahrheit über mich selbst. Und ich finde keine Antwort...

 

Auch sehr schön übrigens folgender Test (aus dem gleichen Magazin - welches das war, lest ihr ganz unten!): "Welcher Philosoph bin ich?", etwas das mich als Literaturstudentin, und generell als Studentin, ja doch so ein bisschen reizt. Es gibt vier unterschiedliche Testrunden, zur Weltanschauung, Erkenntnisfähigkeit, Moralvorstellung und Bedürfnissen. Und weil es dann je zwei Möglichkeiten gibt, die sich genau gegenüber stehen, also gegensätzlicher nicht sein können, ist das Ergebnis nicht so richtig aussagekräftig. Wie auch immer, folgendes kann ich jetzt über mich sagen: Ich bin ein Glücksfinder (wie Leibniz - nein, nicht der Keks!), ein Hinterfrager, ein Quergeist und ein Lebenskünstler. Okay, gut, finde ich irgendwie genau richtig. Witzig ist dabei, dass das Eigenschaften sind, die ich zwar von mir behaupten kann, aber so richtig weiter komme ich damit ja jetzt nicht. Und so ist das ja irgendwie oft - diese Tests geben mir eine bestimmte Richtung mit der ich meist übereinkomme und, die ich für mich annehme, denn ich habe es ja aufwendig getestet, da muss es ja stimmen, oder?! - natürlich nicht! Ich vergesse so oft, dass das nichts ist was irgendwas bestätigt oder mich in irgendeiner Weise definiert. Und doch habe ich so einen Drang danach, dass irgend jemand, gerne auch so ein Test mir mal sagt wer ich bin, was ich will und wohin ich gehen soll. Und doch bleibt das ja absolut bei mir. Na danke. 

 

Und genau das ist es ja eben. Ich will irgendwo rein passen, passe aber nicht rein in das was ich kenne. Und in das was ich kenne will ich auch nicht reinpassen. Aber was kenne ich vielleicht noch nicht, in das ich dann eventuell auch rein passe? Oder will ich generell einfach nicht rein passen? - you know?!


 





Hier, diese kleinen Tests, auch sehr gefährlich! Ob ich ein richtiger Zwilling (Sternzeichen) bin? Klar, voll! Welcher "Stranger Things" Charakter ich bin? Max - mehhh. Und sowieso Luna Lovegood, ja, die find ich gut! Ich setze Haken und Kreuzchen und ich freue mich über das Ergebnis, meistens. Und wenn nicht, dann ist das auch gut, denn dann muss ich vielleicht mal umdenken und mich fragen warum meine Hogwarts Schule Durmstrang wäre. I mean...🤔 - nicht, dass das im geringsten irgendwie wichtig wäre (doch ist es, weil Hogwarts!!😥), aber auch ich weiß, dass es sehr sehr viel wichtigere Themen auf der Welt gibt! 

 

Thema Selbstfindung. Etwas, mit dem man sich wahrscheinlich nur so richtig beschäftigen kann, wenn man über sich selbst nachdenkt. Merkt, dass bestimmte Dinge nicht gut sind so wie sie sind. Und vor allem - und das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt, den ich für mich jetzt auch ganz nach vorne gestellt habe - wenn man bereit ist sich selbst zu reflektieren. Zu sehen, dass man nicht perfekt ist. Kritik anzunehmen, sich selbst zu kritisieren, aber auch einfach mal zufrieden zu sein und zu wissen wo die Grenzen sind! 

Ich glaube ich bin so furchtbar anfällig für solche Dinge, die irgendeinen Sinn definieren, weil ich selbst oft so unsicher bin. Weil ich von irgendwoher die Bestätigung brauche, dass das was ich denke, fühle, tue, gar nicht so anders ist. Und , dass es dafür eine Erklärung, einen Sinn gibt. Zum Beispiel einen Baum mit Wolkenkrone zu malen oder eben ein echter Quergeist zu sein. Und da merke ich dann, dass kleine Aspekte von mir vielleicht etwas Gutes bedeuten und dann komme ich mir wertvoller vor. Weird? Ja, mit Sicherheit, aber sicherlich bin ich damit nicht allein...


 



*ich rede im Text über folgendes Magazin: "einfach sein", Ausgabe 01/2018, das übrigens sehr sehr lesenwert ist - auch abseits der Tests ;-) / Die Grafiken kommen Instagram @shethespy und @october.june

* Die Brille, die ich im Foto trage ist von ace&tate (Werbung, aber nicht gesponsert!)

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4 Kommentare

Anni Pastel hat gesagt…

Eigentlich halte ich von diesen Tests überhaupt nichts und glaube auch, dass egal was man ankreuzt, man sich immer wiedererkennt und denkt “Hey, stimmt voll.“ Wenn ich sie überhaupt gemacht habe, dann meistens nur.mit Freunden oder vor Langeweile.
Aber: Ich bin Hermine. Und das passt soooo gut!😂

Liebe Grüße,
Anni

Lookslikeperfect Blog hat gesagt…

Liebe Anni,

Ja, das geht mir auch so - und trotzdem mache ich sie, trotzdem finde ich sie faszinierend und irgendwie will ich auch immer glauben, dass das stimmt. Darum geht´s ja.. dieses "Reinpassen wollen", aber irgendwie zu wissen, dass das Quatsch ist ;-)

Hermine ist prima, absolut! 🔮

Liebste Grüße an Dich,
Alena

LianaLaurie hat gesagt…

Hach, ich finde solche Tests ganz blöd. Als ich jünger war habe ich sie gern gemacht, mittlerweile aber nicht mehr. Sie sind halt nichts sehr aussagekräftig :D

Lookslikeperfect Blog hat gesagt…

Liebe Liana,

Das finde ich überhaupt nicht. Natürlich ist das meiste fiktiv, aber darum geht es ja genau in meinem Text - man wird einer Lösung zugeordnet und damit kann ich mich identifizieren. Das bedeutet ich gehöre irgendwo hin, passe in irgendein Muster rein. Und danach suche ich momentan... warum auch immer ;)

Danke für deine Meinung!

Liebe Grüße an Dich,
Alena


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