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Montag, 20. Februar 2017

LLP Column: The bad Friend




´Gott, du hast dich so verändert.´ , ´Ich hab gehört wie sie meinten du wärst komisch, du redest nicht.´, ´Ich bin nicht sicher ob wir Freunde bleiben können.´, ´Weißt du ich glaube du nimmst mich gar nicht ernst.´, ´Sieht so eine Freundschaft aus?´.

Ich war immer eine Einzelgängerin. Und für mich war das immer in Ordnung. In der Grundschule hatte ich viele Freunde. Jungs und Mädels und meine beste Freundin. Das war gut. Das tat gut. Ich war beliebt, ich war immer mitten drin und immer gut gelaunt. Und dann war ich allein. Ich ertappe mich so oft dabei wie ich versuche mir selbst zu erklären warum mich das so stört; warum das so passiert ist. Was aus mir geworden ist. Und dann muss ich manchmal den Kopf schütteln und mir sagen, dass das in Ordnung ist, dass ich das selbst so will. 

Ich bin eine furchtbare Freundin.

Jetzt ist es raus! Aber ich weiß das. Ich kann es bloß so schwer ändern. Ich habe diese Zeiten, da bin ich richtig motiviert - es ist fast wie eine Challenge! Leute kennen lernen - "komm lass uns was zusammen machen! Wir müssen irgendwann unbedingt Kaffee trinken gehen." Weil man das so macht. Weil das unsere sozialen Umgangsformen sind. Einzelgänger sind Freaks. Die sind komisch. Mit denen kann man nichts anfangen. Und so schäme ich mich oft genug, wenn ich mal wieder hinten herum mitbekomme, wie andere über mich reden. Mich beurteilen. 
Es ist nicht so, dass mich das nicht trifft. Natürlich tut es das. Aber ich weiß selbst wie es ist. Ich komme zu selten aus meinem Schneckenhaus!
Für mich hat das nichts mit Einsamkeit zu tun - ich brauche das nicht so wie andere. Es gibt Menschen, die müssen jeden Tag raus in die Welt, Menschen begegnen, sich austauschen. Und ich schätze, dass es den meisten Menschen so geht. Und dann gibt es mich! Ich mag Begegnungen, ich liebe es mit Menschen über das zu reden was sie lieben - aber ich bin auch gern allein. Hier in meinem Schneckenhaus, mit den drei Fragezeichen, einer Decke und meiner Kreativität. Das brauche ich sogar!

´Dich würden so viele Leute mögen, wenn du mehr raus gehen würdest.´

Ich weiß noch wie oft ich in der Vergangenheit dachte, dass ich irgendwie falsch bin. Ich bin anders. Und das hat mich so sehr gestört. Ich wollte kein Freak sein. - besonders hier auf dem Dorf ist sowas ja gleich ein Todesurteil. Und dann kam das Gefühl der Einsamkeit - nicht weil ich es fühlte, sondern weil ich es mir einredete. Weil es nicht normal ist keine beste Freundin zu haben, die jeden Tag mit dir Sorgen teilt. Weil es kaum Menschen gibt, denen es schwer fällt mit anderen einen Kaffee trinken zu gehen. Weil die meisten das Gefühl nicht kennen, dich verurteilen.
Es tut mir leid, dass ich mich selten melde, mich zurück ziehe, nicht dabei sein will. Ich bin wirklich traurig, dass euch das traurig macht. Aber ich bin viel zu oft viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. 
Mit Bewältigung, mit Angst und Unsicherheit. Und das tut mir leid.


Ja, wahrscheinlich ist das ein wenig egoistisch und ein bisschen feige. Und ich versuche wirklich einiges, um dieses Gefühl ab und zu zu durchbrechen, aber ich sehe das so: Ich kann etwas das viele eben nicht mehr können, was viele verlernt haben - alleine sein!
Erst gestern habe ich einen Beitrag von Jana darüber gelesen und kannte diese Gefühle sich in der Öffentlichkeit alleine unwohl zu fühlen, sich beobachtet und verurteilt zu fühlen. Aber das sollte nicht so sein! Und ich habe da nunmal Glück im Unglück; ich kann ganz gut alleine sein, mit mir selbst und meine Gedanken. Und ich muss wohl oder übel das Gegenteil lernen, nämlich sich in einer Gruppe nicht unwohl zu fühlen, dort nicht unter zu gehen. Und ich weiß nicht wie ich es euch erklären soll, aber das klingt für mich nach einer viel größeren Challenge...

Worauf ich einfach keine Lust mehr habe - und deswegen schreibe ich auch heute darüber - ist , mich irgendwie dafür schuldig zu fühlen. Ich bin so wie es ist nämlich ziemlich glücklich! Ich bin kein Mensch, der sich über Freunde definiert, aber mit sich selbst nicht zurecht kommt. Viel eher möchte ich erst mit mir selbst im Reinen sein, bevor ich andere mit mir konfrontiere. Denn ich bin schwierig und das ist nunmal etwas, dass ich nicht gerne preisgebe.
In fast 23 Jahren habe ich doch eine Menge Erfahrungen in der Richtung gemacht und mittlerweile kann ich Freunde ganz gut von denen trennen, die nach ein paar Monaten wieder aus dem Leben verschwinden. Und ich habe auch keine Lust mehr mich darum zu kümmern und meine Energie an Leute zu verschwenden, die ich nach einer Zeit langweile. Denn, wenn ich vor allem eins gelernt habe, dann ist das, dass mich nicht jeder mögen muss &, dass ich mir nicht die Schuld geben muss wenn jemand mit mir nicht zurecht kommt. Denn das passiert mir ja zeitweise sogar selbst ;-) Ich bin eben einzigartig, wie jeder von uns! Und ich finde das okay!

Ich bin eine schlechte Freundin - aber kein schlechter Mensch! Ich gestehe mir Dinge ein, weil sie so sind wie sie sind. Aber ich kann nicht erwarten, dass alle mich verstehen. 
Die, die es tun muss ich festhalten & das tue ich. Und es ist überhaupt nicht schwer...

Ich schätze was mein Problem war (und ab und zu noch ist): Ich habe nicht gesehen. 
Ich habe immer versucht alle von mir zu überzeugen und dann war ich viel zu schnell verunsichert und habe die Freundschaften, die ich schon hatte schleifen lassen. Und ich weiß, dass das ein Fehler war und ich leugne nicht, dass mir das auch heute noch passiert. Aber wisst ihr was ich schlimm finde? Dass ich so einfache, normale Dinge wie Freundschaft diskutieren muss! Dass ich mich rechtfertigen muss, dass ich keine beste Freundin habe, dass ich keine Clique mehr habe mit der ich rumhänge! Und das will ich nicht mehr.








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1 Kommentar

Ina hat gesagt…

ein toller ehrlicher Beitrag! Und ich finde es ist doch okay, dass nicht jeder gleich ist, so lange man sich wohl fühlt ;)


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