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Samstag, 28. Januar 2017

LLP Column: Wann ist Bloggen so anstrengend geworden?


Das Bloggen - eigentlich die ganze Onlinewelt um uns herum - verändert sich wahnsinnig schnell. Darum soll es heute gehen! Wie sich das für mich persönlich anfühlt und warum es mich manchmal ziemlich frustriert, erfahrt ihr nach dem Sprung...

"Ich bin gerade 15 geworden. Meine neue Kamera steht auf dem Fensterbrett vor mir und ich habe den Selbstauslöser eingestellt. Vorher nochmal eine Lage Mascara aufgetragen, das neue Tank Top mit der diesem 80er Jahre Popstar, deren Namen ich nicht kenne, übergezogen und eine möglichst emotionale Pose eingenommen. Den neuen Lippenstift von Essence habe ich vergessen - Nuderosa, wie die englischen Bloggerinnen. Steht mir nicht, macht aber nichts. Die SD Karte kommt in den Laptop und ich lade das Bild auf den Blog, experimentiere noch mit ein paar Hintergründen von Tumblr, die ich hinterlege und dann darf der Post online! Easy! "

Meine erste Begegnung mit Blogs im Netz hatte ich im Alter von 14. Meine Helden waren damals große skandinavische Modemädchen, mit langen Beinen, flatternden Kleidchen zu Plateauboots und einem wundervoll weißen Interior Geschmack! Das traf damals (und trifft ehrlich gesagt auch heute noch!) voll meinen Nerv, denn wir waren die beiden vorherigen Sommer in Schweden gewesen und schon da hatte ich mich in den Style der Mädels verliebt und von Flohmärkten tausende Teile für mein Zimmer mitgenommen. Die Skandinavierinnen waren alle wunderschön, schon im zarten Teeniealter unfassbar weit entwickelt - und wenn ich ehrlich bin, dann hat mich das damals ganz schön unter Druck gesetzt, weil ich ebenso lange Beine, ebenso tolle Haare haben wollte und genauso gebräunt perfekt erscheinen wollte. Und ich denke irgendwo ist das in unserer heutigen Gesellschaft ein normales Verhalten eines weiblichen Teenagers. Immerhin hatte ich damals einigermaßen gute Voraussetzungen: Habe meine Haare lang wachsen lassen, regelmäßig blond gesträhnt bis ich immer heller war, den ersten Selbstbräuner gekauft und zahlreiche weiße Tunikablusen damit ruiiniert! Muss man gemacht haben diese Erfahrung! Und damals war das okay.

2009 habe ich erste eigene Blogversuche unternommen, erstmals mit eigenen Fotos, die ich auf meiner Digitalkamera aufnahm - Bearbeitung, Blogdesign, Links?! Kannte ich nicht, brauchte man nicht!

Größere Bloggerinnen, wie Chiara Ferragni und Andy Torres begannen erstmals mit Werbung und professioneller Aufmachung ihrer Seiten, aber damals war das für mich so weit weg, so eine vollkommen andere Welt, dass ich die Mädels eher als Idole ansah als je auf die Idee zu kommen, dass einige Jahre später Bloggen ein Business werden würde. 
Blogs waren für mich damals die pure Entfaltung von Kreativität - nicht umsonst hießen bekannte Blogs "Style Scrapbook" oder "The Blonde Salad", denn damals ging es nicht (nur) um Vermarktung, sondern vor allem um den Spaß an der Sache. Darum seine eigenen Ideen irgendwie niederschreiben und umsetzen zu können, sich mit anderen auszutauschen und erste Bekanntschaften Gleichgesinnten zu machen. Der Blog war für mich der beste Ausgleich neben dem Schulalltag, eine Bewältigungstherapie für persönliche Teenie-Katastrophen und ein Ort an dem ich mich ausprobieren konnte, an dem mich niemand bewertet hat für das was ich schon war. Schön fand ich persönlich an der Sache immer, dass wir uns alle nicht kannten. Bloggerinnen waren genauso wie ich selbst Mädels, die Spaß daran hatten sich mitzuteilen, kreativ zu sein und von anderen zu lernen. Sich inspirieren zu lassen. 

Heute habe ich leider das Gefühl, dass junge Mädels mit dem Bloggen beginnen, weil sie sich davon kostenlose Dinge, Kooperationen, Einladungen und einen Glamour Lifestyle versprechen. - Und wenn ich ehrlich bin, dann bekommen sie es ja auch nicht anders vorgelebt. - Weil sie das Gefühl von Aufmerksamkeit genießen. Sie wollen sich zeigen, nur des Erfolges wegen. Wenn sie denn überhaupt einen Blog starten und sich nicht auf Instagram Fotos ausruhen. Denn heute muss es so wenig Aufwand wie möglich für den größt möglichen Effekt sein...

Ich kann nichts dafür, aber mich ärgert es unfassbar, wenn Blogger und Instagrammer unter einen Hut gesteckt werden. Instagram ist mittlerweile pures Business und ihr glaubt gar nicht wie oft ich schon darüber nachgedacht habe das ganze zu lassen, mich dort abzumelden, weil ich diesen ganzen Travel-Fitness-Ich-kann-alles-und-vor-allem-schön-sein Lifestyle nicht mehr ertragen kann. Versteht mich nicht falsch! Es gibt durchaus Mädels, die ihren Lifestyle leben und die auch absolut so sind wie sie sich geben. Was mich so furchtbar nervt ist die Tatsache, dass auch ich mittlerweile das Gefühl habe, dass mein Leben so wie es ist nicht genug ist! Und das darf nicht sein! 
Ich muss nicht alle zwei Monate reisen, ich muss nicht jeden Tag posten, nicht immer den neusten Zara Pullover tragen nur weil er ständig ausverkauft und ja sooo beliebt ist. Das ist furchtbar! Und wenn dieser online Druck auf mir jetzt noch so heftig lastet, dann will ich gar nicht wissen wie es meinem Teenie-Ich gegangen wäre; und wie es anderen ergeht.

Die Frage ist doch: Ist es wirklich das Bild einer erfolgreichen Frau, die tut was sie liebt und sich an tollen Orten aufhält, das wir kritisieren sollten!? Nein wahrscheinlich nicht. Es ist das einer Frau, die nicht essen gehen kann ohne ein perfekt arrangiertes Bild davon zu posten, die einen Urlaub nur bucht, weil es dort tolle Fotolocations gibt, die Kleidung nur kauft, weil sie im Trend liegt, die einen vollen Kleiderschrank hat und doch nie genug bekommt und die von morgens bis abends an nichts denkt, als sich selbst! Und zu so einer Person wird man mit der Zeit - das merke auch ich! Und davon möchte ich gern Abstand nehmen.

Wann ist das Bloggen so anstrengend geworden?

Seit wann genau ist es nötig jeden Tag neue Beiträge darüber zu lesen, dass jemand eine Kooperation bekommt, die keinen Sinn macht? Wann fing das an, dass man sich nicht mehr für andere freuen kann? Wann ist denn Erfolg wichtiger geworden als Freude an der Sache? Wann sind Events und Goodie Bags so normal geworden, dass manche sowas nicht mehr nötig haben? Warum muss in der heutigen Bloggerwelt immer alles noch besser, teurer und schöner sein?
Mit vielen was hier teilweise so passiert und diskutiert wird; kann ich mich leider nicht mehr identifizieren! Und wenn es mir fast schon peinlich wird zu sagen was ich mache, dass ich einen Blog führe und wenn ich ständig das Gefühl habe betonen zu müssen, dass ich keine von denen bin, die jeden Tag geschminkt, perfekt inszeniert für Fotos posen will, dann ist das doch mehr als traurig! Bloggen hat heute leider nichts mehr mit Spaß, mit Leidenschaft und Kreativität zu tun. Bloggen ist Business, Kalkulierung und Erfolgskonzept. 

Momentan bin ich einfach an dem Punkt, an dem ich mir sagen muss, dass ich das alles hier nur noch für mich mache. Sonst kann ich den Blog nicht mehr rechtfertigen. Ich will nicht jeden Tag snappen, weil das doch jede Bloggerin macht! Ich will nicht immer online, immer up to date sein und meine Gesicht möglichst oft in die Iphone Kamera halten. Das macht mich krank! Und deshalb mache ich es nicht. Ich will mich nicht jeden Tag anstrengen müssen keine Follower zu verlieren, mir jeden Tag Gedanken darüber machen wie ich das alles hier noch besser promoten kann - denn das habe ich die letzten Monate gemacht, weil ich gemerkt habe, dass es anders nicht mehr geht. Ohne ständiges Interagieren ist man ganz einfach nicht mehr dabei. Man ist raus - wie ein ausgestoßener Wolf, der das Rudel verlassen muss. Snappe ich nicht, bin ich nicht interessant genug! Bin ich nicht einmal im Jahr im Thailand Urlaub und poste Fotos aus tollen Hotels, dann bin ich nicht interessant genug. Weil es immer nur um die Person und deren Perfektion geht! 
Ehrlich gesagt steht der Blog aber genau für das Gegenteil - Looks Like Perfect : Etwas sieht perfekt aus - ist es aber nicht! Weil es das auch gar nicht immer sein muss...Es muss sich nur so anfühlen! Und das passiert von ganz alleine...


Ich hätte so gerne nochmal "das Bloggen" von 2010 zurück!

Ich wünsche mir einfach wieder ein bisschen mehr Transparenz, Hilfe untereinander, - denn was gibt einer Bloggerin mit 40k Instagram Followern das Recht sich über "kleinere" Blogger zu stellen?! - und wieder mehr Spaß an der Sache! Bloggen, weil es Freude macht, weil es süchtig macht und ein toller Ausgleich zum Alltag sein kann. Lehnt doch auch mal Kooperationen ab, die nicht zu euch passen, seid ehrlicher, lebt euren eigenen Lifestyle und nicht den, der am besten ankommt! Erfindet euch selbst und lebt nicht das nach was andere euch zeigen! Seid eigenständig, tut das was euch gut tut und fühlt euch nicht immer gezwungen alles auch mit allen zu teilen! Nehmt Auszeiten und vor allem bleibt euch treu...

Was sagt ihr zum Thema?


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3 Kommentare

Jojo hat gesagt…

Hey Alena,
ich sehe das ganz genauso wie du. Obwohl ich erst seit letztem Jahr wirklich blogge, finde ich diese ganze Szene auch etwas fragwürdig und betrachte sie mit einem großen Augenzwinkern. Ich habe gerade in den letzten Tagen Beiträge gelesen, die mir echt das Entsetzen ins Gesicht geschrieben haben. Ich für meinen Teil lese gerne Blogs, die anders sind :-). Ich mag Geschichten, tolle und einzigartige Fotos und interessante, kreative Menschen. Ich versuche deshalb auch einfach, mein Ding zu machen, weil es mir in erster Linie um meine persönliche Entwicklung geht. Durch das halbe Jahr als "Bloggerin" hab ich schon so viel gelernt, sodass ich sogar jetzt schon für ein Unternehmen bloggen darf :-). Das ist Ziel und Lob genug, da brauch ich nicht unbedingt 200k (unechte) Follower auf Instagram, um mir den Spaß an der Sache zu behalten oder, wie du sagst, ne randvolle Goodiebag mit ner Menge Kram, den ich eigentlich nicht brauche.
Also: bleib bitte einfach so wie du bist, ich finde das super. Und: Lass uns dieses Jahr endlich mal was zusammen machen! <3
Liebste Grüße,


Jojo

Vivien Rose hat gesagt…

Unglaublich toller Beitrag! Du spricht mir wirklich aus der Seele! Ich finde früher was das Bloggen viel leichter und unkomplizierter! Ich finde es echt manchmal erschrecken dass ich mich dabei erwische Fotos nicht hochzuladen und 5 mal zu machen nur weil sie nicht "perfekt" sind. Heutzutage hast du einfach keine wirkliche Chance mehr einfach nur deine Gedanken ganz unkompliziert mit eventuell noch ein paar Fotos zu posten ohne damit rechnen zu müssen dass deine Fotos keine gute Qualität haben.
Es gibt außerdem echt viele "kleinere Blogger" die weitaus besseren Kontent posten als Blogger mit ner riesen Reichweite! Aber heutzutage ist es wirklich unglaublich schwer als kleiner Blogger viele Menschen zu erreichen.
Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende!
Liebe Grüße
Vivien von Vivien’s Life

Mery hat gesagt…

Ich gebe dir mit allem recht, gut geschrieben!!


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